"RhInédits" ist ein gutes Beispiel für eine gelungene französisch-deutsche Zusammenarbeit im Bereich Kommunikation und Kultur. Das grenz- und allianzüberschreitende Projekt von TriRhenaTech und Eucor hatte ein Gesamtbudget von 1,2 Millionen Euro und wurde im Rahmen des Interreg V-Programms „Oberrhein“ mit rund 725 000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Nachdem „RhInédits“ angelaufen war, konnten sogar noch weitere Partner wie die Universitäten Mainz und Freiburg oder das Kommunale Kino Freiburg für das Projekt gewonnen werden.
Prof. Götz Gruner, Leiter und Koordinator des Projekts an der Hochschule Offenburg, und seinen Mitarbeitenden kam in dem Projekt die Aufgabe zu, Filme aus der Region Baden auszuwählen und zu kuratieren, sie technisch zu verbessern und zu konfektionieren, Filmprogramme zusammen zu stellen und das Logo für das Projekt zu entwickeln. Gleich zu Beginn gestalteten Dr. Kay Hoffmann und Zaid Ghasib in den AV-Studios der Hochschule Offenburg zudem einen dreiminütigen Trailer.
„Kinemathek Oberrhein“
Im Zentrum des Projekts stand der Aufbau der „Kinemathek Oberrhein“ mit Amateurfilmen aus dem Elsass und aus Baden. Letztere wählte Dr. Kay Hoffmann nach intensiven Sichtungen in der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg aus. Alle Filme stammen aus der Zeit zwischen 1910 und den 1970er-Jahren, repräsentieren den Alltag, die Kultur und die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Für das Projekt gesichert werden konnte auch der Filmbestand des Freiburger Architekten Curt Balke, der zwischen 1928 und 1955 das Leben seiner Familie sowie zeithistorisch wichtige Ereignisse mit seiner 16-Millimeter-Kamera dokumentiert hat. Zudem wurde eine Zusammenarbeit mit dem Freiburger Archiv für soziale Bewegung vereinbart, sodass auch die Super-8-Filme der elsässischen Umweltaktivistin Solange Fernex zu sehen sind.
Mitarbeitende des Projekts sowie Studierende aus Offenburg und Strasbourg erstellten in Seminaren mit Prof. Dr. Robert Gücker und Dr. Kay Hoffmann sowie Prof. André Gounot Hintergrundtexte, die die Filme in einen historischen Zusammenhang stellen. Dazu recherchierten sie in Archiven, Museen und Vereinen und sprachen mit Zeitzeugen oder Experten.
Öffentliche Veranstaltungen
Neben dem Aufbau der Kinemathek Oberrhein präsentierten die Mitarbeitenden „RhInédits“ bei zahlreichen öffentliche Veranstaltungen unter anderem beim trinationalen Filmfestival „Shorts“ der Hochschule Offenburg, bei der Anti-Atom-Tagung in Mulhouse, bei zwei Vorführungen mit Amateurfilmen im Kommunalen Kino Freiburg, auf dem Symposium „Sportlerinnen im Fokus“ in Strasbourg und beim internationalen Orphan Film Symposium der New York University, das 2020 online stattfand. Bei letzterem präsentierte Dr. Kay Hoffmann eine Filmcollage, die er zusammen mit Manuel Laudien vom Haus des Dokumentarfilms zusammengestellt hatte und die unter https://vimeo.com/421104115 abrufbar ist.
Resumée
In Zukunft kann die „Kinemathek Oberrhein“, das visuelle Gedächtnis der Region, zu einer grenzüberschreitenden Identität beitragen, da sie die Menschen rechts und links des Rheins mit ihrer gemeinsamen Geschichte und ihrem durchaus nicht einfachen Verhältnis widerspiegelt. Denn letztlich ist es erstaunlich, dass sich die Elsässer und Badener nach drei großen Kriegen (1870/71, 1914-1918, 1940-1945), in denen Ressentiments und Hass gesät wurden, nach 1945 so schnell ausgesöhnt haben. Dies deutlich zu machen, war ein wichtiges Ziel von „Rhinedits“. Wissenschaftler, Medienpädagoge und Interessierte finden die "Kinemathek Oberrhein" unter https://rhinedits.u-strasbg.fr/w/index.php/Accueil.